Montag, 17. Oktober 2011

Wachrütteln

Ich habe mich wachgerüttelt und Initiative ergriffen, um das Elend zu beenden. Ich fühle mich erleichtert, aber traurig zugleich. Ich muss mit Schrecken feststellen, dass ich sehr einsam bin. Im Grunde muss ich mir eingestehen, dass ich keine Freunde habe. Niemanden, den ich zu meinen Freunden zähle, ist zur Zeit zugänglich für mich. Somit stehe ich alleine da. Ich wähle Nummern, um mich mitzuteilen, doch die Leitungen sind unbesetzt oder die Mail-Box spricht mit mir. In der Kneipe gibt es nur verflossene Leichen oder oberflächliche Bekanntschaften, denen ich mich nicht mitteilen möchte. Wenn ich drüber nachdenke, könnte ich noch zwei, drei Nummern wählen, aber ich käme mir unecht vor. Es sind die Bindungen, die fehlen. Ich fühle mich elend, alleine, zum Weinen, zum Trübsal blasen. Bin ich ein hoffnungsloser Fall. Ich dachte zwei, drei gute Freunde, die für mich da sind, reichen aus, um mich im Notfall aufzufangen. Doch jetzt komme ich mir verlassen vor, obwohl doch ich verlassen habe. Spielt sich letztlich nicht doch alles immer nur auf der Oberfläche ab und ist man nicht im Grunde immer alleine. Jeder stirbt für sich selbst, jeder erlebt die eigenen Gefühle nur für sich alleine. Alles Reden, jede Übereinkunft, ist doch letztlich nur ein einziger, großer Kompromiss. Alles nur eine Annährung an etwas, dass scheinbar den gleichen Namen trägt und doch jeder für sich alleine empfindet, bewertet und versteht. Ich könnte mich betrinken gehen oder in Erinnerungen schwelgen und den Tränen freien Lauf zugestehen. Oder einfach den Tag beenden und schlafen gehen. Ein Entscheidungsfinder wäre jetzt genau das Richtige für mich, denn ich bin entscheidungsunfreudig oder unfähig, je nach dem...

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