Samstag, 29. August 2009

Die Geschichte von der missverstandenen Hexe

Es war einmal eine moderne, aber leider missverstandene Hexe.

Diese missverstandene, aber gute Hexe hatte eine mittelmäßig gute Erziehung genossen. In ihren jungen Jahren wurde sie zunächst durch ihre Eltern ihrer Hexenheimat entledigt, denn sie verließen diese fluchtartig. Also lebte sie mit ihren Angehörigen in einer neuen Gegend, ohne weitere Verwandte, keine Geschwister, sondern nur Vater und Mutter waren ihr geblieben.

Beide Elternteile schufteten für die Existenz und die damals kleine Hexe konzentrierte sich auf ihre Bildung. Sie lernte sehr willig und fleißig, ab und an spielte sie mit Kindern, wenn die Pflichten der kleinen Hexe vollzogen waren.

Ihre Eltern waren äußerst mundtote Zeitgenossen, sie erzählten wenig vom Ursprungsland und waren zwar froh, dass ihr Kind zurechkam, aber Lob und Anerkennung gehörten nicht zu ihren Stärken.

Der Vater nannte die kleine Hexe oft Tolpatsch oder Trottelchen und vernichtete alle kreativen Auswüchse der kleinen Hexe. Die Mutter war eine sehr selbstverliebte und egozentrische Person, dazu noch äußerst launisch und immerzu unzufrieden mit dem Schicksal und dem Leben an sich.

Das beste was die kleine Hexe auf den Weg mitbekommen hat war, dass die Eltern sie zu einer aufrichtigen und ehrlichen Person erzogen.

Der Vater war ein Arbeitstier, er war ständig am Arbeiten, um der Familie einen wohlgesonnenen Standard zu ermöglichen. Die Mutter war ein Luxusweib, immer darauf bedacht die neuste und beste Kleidung zu erhaschen und teurer Schmuck, in Form von Taschen, Schuhen und Ringen, Ketten, etc. waren ihre einzige Lebensfreude.

So kam es, dass die kleine Hexe eine eigenbrödlerische, einsame Kindheit genoss, immerzu missverstanden von den eigenen Angehörigen.

Insbesondere die Mutter manipulierte die junge Hexe dazu, so zu werden wie sie, doch die junge Hexe wollte keine Dame werden, sondern ihre Pubertät genießen und ein wenig provozierende Kleidung tragen und mit dem Äußeren schocken, doch das unterdrückte die königliche Mutter...

Also blieb die junge Hexe unscheinbar und angepaßt, doch sie entdeckte stimulierende Kräuter in der Natur und liebte nächtliche Spaziergänge...

Hauptsache sie konnte dem Druck der Eltern entgehen.



Als die junge Hexe Anfang zwanzig war, hatte sie das erste Mal Visionen durch den Konsum von Kräutern. Sie wollte die Menschheit retten und allen ein wenig mehr Lebensfreude vermitteln.

Sie liebte es sich nachts in Trance zu tanzen, ihr Körper brauchte immer weniger Schlaf, sie entdeckte Spuren im Sand und auf den Wegen und las in ihnen. Doch sie verspürte das es nicht nur gute Energien gab, sondern auch böse Mächte, die ihr Todesängste bescherten. All das geschah, als sie nach Spanien flüchtete.

Die modernen Umstände hatten einen psychiatrischen Aufenthalt im Ausland zur Folge.

Dieser nur wenige Tage andauernde Aufenthalt tat ihr aber gut, denn sie lernte eine weitere gute Hexe kennen, die für sie sang und ihr Bilder malte und um sie sorgte. Adela war ihr Name.

Die Umstände brachten die junge Hexe zurück in ihre Wahlheimat und dort wurde sie ein weiteres Jahr psychiatrisch behandelt und letzlich mit chemischen Waffen stillgelegt, so dass sie äußerst depressiv durch ihr Leben schreitete. Doch ihre Lebenskraft ließ sie sich nie nehmen. Im Grunde ihres Herzen liebte sie sich weiterhin und wußte, dass sie intelligent und nett anzusehen war.

Die Gesellschaft verlange von ihr eine Ausbildung, doch aufgrund der vielen Chemie in ihrem Leib, mangelte es ihr an Konzentration und Ausdauer, um ein Studium zu absolvieren, welches sie sich sehr wünschte.

Eine weise Ärztin befreite sie nach Jahren von der Chemie, doch die nicht mehr ganz so junge Hexe schwor weiterhin auf ihre antidepressiv wirkenden Kräuter, welche sie weiterhin genoss.

So kam es, dass sie erneut Visionen bekam und die Menscheit vor dem Bösen retten wollte.

Doch der Kontrollstaat verwies sie erneut in ihre Schranken. Doch dank ihres viel zu langen Studiums und ihrem nicht all zu verwirrten Geisteszustands schaffte sie es dieses mal sich in acht Wochen aus den Klauen der Psychiatrie zu befreien.

Sie nahm sich noch zwei Sorgenkinder mit nach Hause, aber nicht ohne noch ein paar Männerherzen zu erobern mit ihrer freiheitsliebenden Art.

Sie lief barfüßig umher, spürte die Sonnenstrahlen auf der Haut kitzeln, tat alles um geerdeter zu bleiben, dekorierte sich täglich mehrmals um und tat alles um einen herrlich - erquickenden Eindruck zu hinterlassen. Und alles nur, um ihre Einsame Verzweiflung zu überspielen.

Ja, sie wollte auf biegen und brechen ein Zeichen setzten, unvergesslich werden zumindest in dem Umfeld, der es zuließ. Tiefsinnige Gespräche, tiefe Einblicke in die Seele, schonungslos ehrliche Worte, ab und an mal übertriebene Übertreibungen.

Nun, dank neuer Einstellung auf chemische Pillchen und mangels Sonnenschein und näher ranrückendem Herbst, schwillt die Manie ab und auf eine kleine Weile Normalität wird wohl das Winterdepressiönchen in nicht mehr all zu kleinen Schritten näherrücken.

Aber: dieses mal geht die missverstandene Hexe mit Stolz und reichlich Erfahrungsschatz aus dem Kampf der Diagnosenfindung heraus.

Für mich existiert noch kein Begriff, der welcher mich passenderweise annährend beschreiben könnte.

Es soll mich auch keiner verstehen, hauptsache ich nähere mich meinem Verstand an.

Und was bleibt ist die Liebe zur eigenen Hexerei. Mal verzaubern, mal verfluchend, aber immer optimistischer als jemals zuvor.

Andenken an einen gefischten Fisch